Dienstag, 24. Juni 2008

Von Heerscharen und Herrschaften

Güttingen, Schweiz. Tag 15 der „Probetour“.

Gestern noch quälten wir uns regelrecht, um von Koblach in Österreich bis in die Nähe von Rorschach, Schweiz, zu gelangen. Die durch Mückenbefall sehr kurze Nacht, das heiße Wetter, und die engen, oft stark befahrenen Strassen trugen alle dazu bei, dass wir am Abend heilfroh waren, als uns ein Bauer, der seine Kühe mit kreisender Keule und hochrotem Kopf über die Wiesen scheuchte, ein Fleckchen seiner Wiese als Nachtlager überließ.

Doch wunderte es uns kaum, dass wir heute morgen den auf „aller Herrgottsfrüh“ gestellten Wecker überhörten. Es könnte sehr wohl an unserem niedrigen Blutdruck gelegen haben, denn der direkt hinter der Hecke gelegene Tümpel beherbergte eine Armada von Mücken, deren heroischer Wagemut und unerschütterliche Zielstrebigkeit einem jeden Feldherrn zu stolz geschwollener Brust verholfen hätte. Trotz hoher Verluste gelang es ihr, dem zweibeinigen Feinde beachtliche Mengen der kostbaren roten Flüssigkeit und viele Stunden Schlaf abzuringen.

Auf diese Weise geschwächt und dennoch frohen Mutes schirrten wir die Pferde auf, und trabten auf entlegenen Feldwegen dahin, die Hunde Voraus, das Frühstück und die Straßenkarte auf dem Schoß. So gelangten wir nach Güttingen, wo wir, wie meistens in solchen Situationen, der spontanen Eingebung folgten, und an einen den See über sanft abfallende Hügel überblickenden Hof gelangten. Die äußerst gastfreundliche Familie Krähenbühl nahm uns herzlich auf, und so konnten wir mit Blick auf den Bodensee und das vor 15 Tagen verlassene Heiligenberg nächtigen.

Schwer beeindruckt sind wir auch von unseren irisch-englischen Herrschaften, die all dies überhaupt ermöglichen. Sie ziehen uns mit einer solchen Gelassenheit und Selbstverständlichkeit durch die Lande, als ob sie nie etwas anderes getan oder vorgehabt hätten. Weder für vorbeirasende Vierzigtonner noch historische Bimmelbahnen ändern sie maßgeblich ihren stolzen Gang. Allein Flatterbänder am Straßenrand und Miniaturwindmühlen in Vorgärten verleiten sie ab und an zu einem heiteren links-rechts-und ganz-weit-links Intermezzo. Wir sind gespannt, ob und wann es diese doch erstaunlich kurze Liste zu erweitern gilt. Wenn sie es aber dabei belassen, werden wir Morgen Konstanz und dem Überlinger See die Ehre geben.

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